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  • AntjeR.

NSC 300 - NeuseenClassics Leipzig "rund um die Braunkohle"


Die Idee, die NeuseenClassics in Leipzig zu fahren, reifte vor gut eineinhalb Jahren, als ich die Liste möglicher Jedermannrennen scannte. Was könnte man wohl als nächstes fahren?

Und da war sie... 300km, an meinem Geburtstagswochenende und dann noch in der alten Heimat? Das wäre doch was! Schließlich kannte ich die Neuseenlandschaft nur in Auszügen und der letzte Besuch in Leipzig lag auch schon Jahre zurück.

Die Strecke des Radmarathons verbindet die mitteldeutschen Metropolen Leipzig und Halle und führt entlang der Uferkante von zahlreichen Seen, die im ehemalige Braunkohlegebiete renaturiert und heute touristisch genutzt werden. Die gesamte Strecke würde etwa 1.430 Höhenmeter haben.

Erfreulicherweise fand nicht nur ich diese Idee zwar irgendwie durchgeknallt, aber trotzdem so faszinierend, dass sich schon bald eine kleine Gruppe aus den eigenen Reihen fand, um in Leipzig an den Start zu gehen.

Angereist wurde bereits am Freitag bzw. Samstag. Sightseeing, Startunterlagen holen, Bekannte besuchen, ein gemeinsames Abendessen mit leckerem selbstgekochtem Gemüsecurry und Pasta... All das gab einen perfekten Rahmen für dieses Wochenende.

Am Sonntag, den 19. Mai hieß es also für 7 Fahrer der Radbande. "Auf die Räder, fertig, los!". In einem überschaubaren Starterfeld von rund 300 Fahrern, fiel bei perfektem Radwetter Punkt 04:30 Uhr der Startschuss für die 300km Distanz. Das Feld setzte sich zügig in Bewegung und man düste so dann mit einem 38er Schnitt durch die Landschaft. Im Schutz des Pelotons gab es trotzdem Gelegenheit den Vollmond zu bewundern, um schon wenig später die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne zu genießen. Der Nebel entlang der Felder und der Blick über die ersten Seen waren fantastisch und das Surren der Räder schon fast ein wenig meditativ.

Plan war nun, sich möglichst lang gemeinsam im Führungsfeld zu halten. Das gelang soweit bis zur ersten Verpflegungsstation bei Kilometer 65 ganz gut, auch wenn zu diesem Zeitpunkt bereits klar war, dass nur ein kleiner Teil von uns dieses Tempo bis zum Schluss halten würde. Nutella- und Schmalzbrote, Riegel, Kuchen, Bananen, Wasser und Apfelschorle wurden angeboten. Der versprochene Kaffee fehlte leider. Viel Zeit blieb sowieso nicht, als dass man diesen hätte genießen können...

Nach weiteren 20km erreichten wir den dritten von insgesamt fünf Seen. Hier kündigte sich die erste längere Steigung an. Die Gruppe zog langsam das Tempo weiter an und so war es ratsam für mich, das Feld ziehen zu lassen und in eine der Verfolgergruppen einzusteigen. Mit stets wechselnder Gruppenstärke war schon bald die zweite Verpflegungsstation bei Kilometer 128 in Sicht. Hier nur ein kurzer Stopp, um die Trinkflaschen aufzufüllen und ein Snickers in die Tasche zu schieben und schon ging es weiter.

Die nächste Versorgungsstation erwartete uns bei Kilometer 186. Die Stimmung bei den Mitfahrern war gut, die Temperaturen bereits so warm, dass Knie- und Armlinge ausgezogen werden konnten und trotzdem konnte ich den Gedanken nicht ganz überwinden, dass jetzt gerade mal etwas mehr als die Hälfte der Strecke hinter mir lag.

Und wie ich da so saß, noch überlegend, ob ich nicht doch noch einen Reserveriegel einschieben sollte, verpasste ich den Start meiner kleinen Gruppe zur vierten Etappe. Verdammt, mist, so ein Sch... fluchend nahm ich die Verfolgung auf und konnte sie, Gott sei Dank, nach einem kräftezehrenden Kilometer doch noch einholen.

Bei den nächsten Steigungen trennte sich unsere kleine Gruppe abermals, Krämpfe plagten den einen oder anderen Mitfahrer. Von daher blieben nur noch zwei Mitfahrer, mit denen ich abwechselnd gegen den doch teils starken Wind ankämpfen durfte. Ich gebe zu, die beiden waren Gentlemen und übernahmen den Löwenanteil. Sehnsüchtig erreichten wir den vierten und letzten Verpflegungspunkt, der direkt am wunderschönen Schloss Trebsen gelegen war. Die Kartoffelsuppe bot eine willkommene Abwechslung zu den vielen süßen Riegeln.

Meine Hoffnung, dass für sich für die Schlussetappe vielleicht doch noch ein weiterer Mitfahrer unserer kleinen Gruppe anschließen würde, wurde leider enttäuscht. Mit einem erwartungsvollen Blick zu meinen beiden "Kollegen", erhielt ich nur die kurze Antwort: "will ja keiner grad". Also wieder rauf aufs Rad und die letzten Kilometer zurück nach Leipzig angreifen, welche sogar mit ein wenig Rückenwind gesegnet waren.

Und was soll ich euch sagen... Wie wir so nach 280km bereits das Völkerschlachtdenkmal in der Ferne sehen konnten und wenig später schließlich in die Stadt einbogen und direkt darauf zu fuhren... Das Gefühl knapp 300km durchgehalten zu haben, eine wunderschöne Landschaft erlebt zu haben und es tatsächlich geschafft zu haben, war überwältigend und ließen mir ein Tränchen kullern.

Im Ziel wurde ich bereits von unseren beiden Überfliegern René und Leo begrüßt, die den Radmarathon in einer unfassbaren Geschwindigkeit absolviert hatten und schon bereit für den Heimweg waren. Andreas und Johannes befanden sich ebenfalls bereits im Ziel. Gemeinsam warteten wir auf die Ankunft von Arne. Auch Henry kam sicher ins Ziel.

Überglücklich über unsere erreichten Zeiten und die vielen verschiedenen Eindrücke unserer Tour, ließen wir den Abend in kleinerer Runde mit japanischen Leckereien und einem Spaziergang durch die Innenstadt ausklingen.

DANKE LEIPZIG, DANKE RADBANDE. Dieses Wochenende war etwas ganz besonderes für mich.

Copyright Bilder: René Tschörner und AntjeR

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