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  • Fritz H.

Tannheimer Radmarathon 2019


„220 Kilometer und 3500 Höhenmeter bei zeitweisem Dauerregen und einstelligen Temperaturen. Der 11. Rad-Marathon Tannheimer Tal wird lange im Gedächtnis bleiben.“ So wird der Tag im Magazin Rennrad (2. September 2019) beschrieben.

War es die Vorahnung oder zehrten die meisten der letztjährigen RadbandeteilnehmerInnen noch von ihrem Erlebnis 2018? Am Vorabend trafen sich sieben Angemeldete zum gemeinsamen Abendessen. Bald stellte sich heraus, dass die Bereitschaft für die Teilnahme am nächsten Tag mit jeder Aktualisierung der Wetterapps gen Null ging. Im Verlauf des Abends hatten die anderen schon beschlossen, die 220 km nicht zu fahren. Wenn überhaupt, dann die "131-km-Sprint-Runde", war die einhellige Meinung, denn sie hatten ja 2018 schon die 220-km-Erfahrung gemacht. Ich würde wohl der einzige auf den 220 km sein. Trotzdem war die Stimmung am Tisch hervorragend und wir vier „Auf der Sonnleiten“ bestellten für kurz nach 4 Uhr unser Frühstück.

Als ich am 7. Juli kurz vor sechs zum Start rollte, zeigte der dunkle Himmel unmissverständlich seine Absicht an, die Wettervorhersagen mit Blitz, Donner, Starkregen, Sturmböen und kühlen Temperaturen voll und ganz zu erfüllen. Um 6 gings trocken ab auf die 220 km, 7 Minuten später standen 4 Radbanditen mit dem Banner an der Strecke und feuerten die Fahrer an. Obwohl es gut tat, nützte es im weiteren Verlauf nicht viel, denn noch lange vor Oberjoch ging das volle Programm ab. In Nullkommanix waren alle FahrerInnen patschnass trotz Regenjacke. Man hatte zeitweise Mühe, sich auf dem Rad zu halten, wenn Sturm und Regen voll reinpeitschten und abgerissene Äste über die Fahrbahn fetzten. Und es wurde stockdunkel. Nach ein paar Kilometern versagten Tacho und Rücklicht wegen Überflutung! Am Riedbergpass gab mir ein durchnässter Schotterdreckabschnitt bei 16 bis 18% Steigung fast vorzeitig den Rest.

Um 7 Uhr hätte der Start auf die 131-km-Runde sein sollen. Da stand das Startfeld im Gewitter und der Veranstalter war einige Zeit wohl ratlos. Nachdem alle StarterInnen total durchnässt waren, wurden sie sicherheitshalber in die Sägerhalle beordert, wo man erstmal auf besseres Wetter wartete. Nach diesem nasskalten Desaster musster René, der schon erkältet angereist war, das Handtuch werfen. Eine gute Stunde später ging das Rennen los. Auch die 131-km-Sprinter mussten voll im Unwetter fahren. Dabei verschlimmerten sich Chris` Knieschmerzen derart, dass er vorzeitig abbrechen musste. Die restlichen Fahrer der Radbande nahmen als Trio (Leo, Philipp und Patrick) die Strecke bravorös, ersprinteten den Gaichtbergpass und kamen nach 700 Höhenmetern glücklich aber kaputt ins Ziel: Kette Rechts Plus in Reinform! Das war so um die Mittagszeit.

Da war ich gerade mal über den Riedbergpass und im Begriff, mich wieder trocken zu fahren. Nach einem sonnigen Intermezzo in der Anfahrt zum Hochtannbergpass gab es im letzten Drittel des Passes das bekannte Programm mit Blitz und Donner. An der Kontrollstelle Weißenbach im Lechtal war ich trocken und ahnte, dass ich noch unterhalb des Zeitlimits lag. Ich nahm den Gaichtbergpass in Angriff. Es kam wie es kommen musste: Nach Blitz und Donner brach das finale Unwetter los, das mich auf den letzten 20 km bis ins Ziel in Tannheim verfolgte. Um diese Zeit war die restliche Radbande bereits auf der Heimreise.

Nach zwei Portionen Pasta kam mit meiner Normaltemperatur die gute Laune zurück, da ich die 220 km geschafft hatte. Immerhin: Von den ca. 1.500 StarterInnen hatten es mit mir nur knapp 530 ins Ziel geschafft.

Fazit: Das romantische Tannheimer Tal allein war die Reise wert; es hatte sich die zwei Tage vor dem Rennen von seiner schönsten Seite präsentiert. Die Ehrenamtlichen an Organisation und Verpflegungsstellen waren durchweg superfreundlich und zuvorkommend. Sogar die Brille wurde vor dem Hochtannbergpass in Sekundenschnelle gereinigt! Trotz der Wetterkapriolen war die Organisation hervorragend! Das war mein erster, aber nicht mein letzter Tannheimer.


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