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  • Andi H.

Super Giro Dolomiti und Sportful Dolomiti Race


2019 geht Lolly Roger mit geänderten Motivationssponsoren auf Tour. Neben Kuchen, Keksen, Bier und Punkrock, jetzt neu: Die Radbande.

Dieses Jahr 2 Radmarathons innerhalb 1 Woche an. "Super Giro Dolomiti" in Lienz und "Sportful Dolomiti Race" in Feltre.

Super Giro Dolomiti

Start: 09.06.2019/06:30 in Lienz (Österreich)/Parkplatz Bahnhof

Strecke: 207km, 4100Hm

Teilnehmer: gemeldet = 426/ gestartet = 371/ angekommen = 354

Die Anreise beginnt am Samstag um 5:00 Uhr. Ab Rosenheim langer Stau auf der Autobahn, wir wechseln auf die Landstraße und sind so um 15:00Uhr endlich in Lienz. Strahlender Sonnenschein bei 35°C. Das Hotel zentral an der Fußgängerzone. Hier kann man's aushalten. Wir genießen die Sonne.

Sonntagmorgen um 5:00 ist noch unklar, ob ich überhaupt starte. Habe die letzten 4 Tagen Durchfall gehabt und nix gegessen. Das Frühstück bleibt heute drin, also probiere ich es. Stehe plötzlich ganz vorne im Starterfeld. Reihe 3. Da gehöre ich nun wirklich nicht hin.

Die Strecke 2019 wurde geändert (20km verkürzt und 500Hm weniger), da eine Straße wegen eines Erdrutsch zu gefährlich zum passieren ist. Zusätzlich gibt es einen zeitneutralen Abschnitt, auch wegen Erdrutsch und die "Umgehung" ist gefährlich. Hier darf man max. 20km/h fahren. Wer schneller ist, wird disqualifiziert. Das kennt man ja vom Highlander.

Der Sprecher kündigt die Favoriten an. Die sind jeweils in Teamstärke angetreten. Immer mit mindestens 4 weiteren Fahrern. Nach dem Start soll es gemütlich bis zum 1. Anstieg gehen. Das kommt mir entgegen, da ich keine Idee habe, wie es meinen Beinen geht. Mit lockeren 25km/h geht es aus Lienz heraus. Am Kreisverkehr beim Ortsausgang beschleunigt das Führungsfahrzeug und schlagartig ist "gemütlichen" jetzt 55-60km/h. Uiiih. An der 1. Steigung (eine kleine Autobahnbrücke) bin ich auch gleich abgehängt. Hinter mir nur eine Handvoll Fahrer und das Schlußfahrzeug. Na, das wird ja ein toller Tag. Vielleicht sollte ich doch die kleine Runde fahren?

Am 1. Anstieg überhole ich niemand. Die Handvoll Fahrer von vorhin überholt dafür mich. Das nagt an meiner Moral. Der 2. Anstieg auf den Passo di Monte Croce Carnico (1360) geht besser, Letzter bin ich trotzdem noch. Oben die 1. Verpflegung, ein Museum (Gebirgskrieg/1. Weltkrieg) und den Grenzübergang nach Italien. Ich trinke viel und schaffe es tatsächlich ein Stückchen Schokolade und ein Gel zu essen. Mehr will der Magen nicht. Ich erinnere mich an die Aussage "man kann einen Marathon ohne Nahrungsaufnahme laufen, viel trinken und im aeroben Bereich bleiben". Hmmm. Ein Plan ist gereift: Das mache ich heute. Schön auf den Puls achten, viel trinken. Als ich weiter will, kommen noch 5 Fahrer an. Wo kommen die denn her? Na, dann bin ich ja – noch – nicht Letzter.

Die Abfahrt ist geil mit vielen Kehren. Im oberen Bereich sogar Tunnelkehren. Innen ist es feucht und rutschig, aber cool. Schöne Landschaft mit Superaussicht. In Paluzza werden wir alle gefeiert. Richtig große Party für den Radmarathon. Musik, Zuschauer,die uns zujubeln, an der Straße und vollständig gesperrte Straßen. Das macht gute Laune.

Der 3. Anstieg (Forcella di L???/1030m) startet in Paularo gleich mit einer Überraaaschung! 22% auf ca. 300 Metern. Von wegen max. 13%. Aber gut für die Moral: endlich überhole ich auch mal wieder jemand. Einige fluchen, schimpfen und jammern. Also die hänge ich schon mal ab. Und das, wo ich gerade beschlossen hatte "heute werde ich Letzter". Oben wieder trinken und Flaschen auffüllen. Nach der Abfahrt geht es dann wieder den Passo di Monte Croce Carnico (1360) hinauf. Diesmal von der anderen Seite. Allerdings mit Krämpfen. Dafür überhole ich wieder Fahrer. Temperatur ist bei 34°C angekommen.

Auf der Abfahrt meldet sich mein Magen. Bei der nächsten Verpflegung gibt es leider nur unreife Bananen. Bäääh. Dann lieber weiterhin nix essen. Nur trinken und Gel. Zum letzten Berg nach Obertilliach (xxxm) führt nur die Bundesstraße 111. Wenig Verkehr aber auch keine wirklich schöne Landschaft. Der Anstieg zermürbt. Ständiger Wechsel zwischen kürzere Rampen und kleinen Abfahrten. Bei jedem neuen Anstieg habe ich Krämpfe, die sich zum Glück nach 4-6 Kurbelumdrehungen wieder lösen. Ein echtes Sägezahnprofil bei dem man sich langsam nach oben arbeitet. An der letzten Verpflegung gibt es Wassermelone. Davon esse ich gleich mal 3 Stück. Nach mir ist niemand zu sehen. Kann ich Letzter werden?

Die Abfahrt ist schnell und kalt. Ab dem Abzweig auf die Bundesstraße 100 geht es die letzten 20km mit ca. 1% Gefälle, viel Wind und noch mehr Verkehr Richtung Lienz. Mich holt noch ein Fahrer ein und zieht mich die letzten 15km mit 35km/h nach Lienz. Danke. Meine Beine hätten noch 25km/h geschafft. Endlich im Ziel. Kaputt. Aber geschafft. Letzter durfte ich dann doch nicht werden. Nach mir kommen noch 32 Fahrer. Der letzte 45min nach mir.

Fazit: Radmarathon funktioniert auch über 207km und heißem Sommerwetter ohne Essen. 4000Hm. 22,6km/h. Wieviel ich getrunken habe, weiß ich nicht. Jedenfalls viel. Der landschaftlich schönere Teil der Strecke ist eindeutig in Italien. Lienz als Stadt ist schön. Restaurantempfehlung: Pizzeria Leonardo.

Sportful Dolomiti Race

Start: 16.06.2019/07:00 in Feltre (Italien)/Piazza Garibaldi

Strecke: 210km, 5300Hm

Teilnehmer: gemeldet = ?/ gestartet = ?/ angekommen = 1784

Direkt von Lienz geht es nach Feltre. 1 Woche Urlaub, Entspannung, sich an noch höhere Temperaturen gewöhnen.

Am Sonntag geht es dann die 20. Etappe des 2019er Giro d'Italia entlang. Das ist die Etappe, bei der Miguel Angel Lopez dem Zuschauer eine gescheuert hat. Für dir Profis war oben Schluß, wir fahren noch 20km zurück nach Feltre.

Sonntagmorgen um 07:00Uhr am Start schon 19°C. Diesmal bin ich weit hinten im Feld der ca. 5000 Fahrer aufgestellt.

Wie immer in Italien: es sieht so aus, als ob sich jeder für den Radmarathon ein neues 10.000EUR Rad gekauft hat. "Bella figura" ist eben wichtig. Beide Strecken starten gleichzeitig unter Wolfsgeheul. Das wird hier zelebriert. Ist immerhin schon die 25. Ausgabe. Ich rolle um 07:06 über die Startlinie.

Zu Beginn – auch wie immer in Italien – Vollgas. Wir prügeln mit 50km/h Richtung erstem Anstieg. Ich bleibe schön hinten. Auch wie immer in Italien: kaum geht es bergauf, staut es sich und die Heißdüsen der ersten Kilometer stehen fast im Anstieg. Jetzt schnell vorbei und in Ruhe mein Tempo weiterfahren. Der Unterschied zu Lienz: heute drehen meine Beine wieder.

Der erste Berg "Cima Campo" (1435) führt durch Wald und ist schnell erreicht. Die Abfahrt läuft schlecht. Ich bekomme kein Gefühl für's Rad. Kurzer Stopp an der Verpflegung (Streckenteilung) und dann weiter zum Passo Manghen (2047m). Hier komme ich entweder zu früh oder zu spät an. Jedenfalls öffnet die Polizei gerade die Straße für Autos und Motorräder. Zusammen mit dem – noch immer - großen Pulk Radfahrer eine Kacksituation. Die Autos kommen nicht an den Radfahrern vorbei. Die Motorradfahrer zwängen sich zwischen allen durch. Es stinkt und ich bekomme eine CO2 Vergiftung. Mir ist kotzübel. Anhalten bringt nix, denn das wird noch locker 30min so weitergehen. Dann doch gleich weiterfahren. Immerhin, bei 2 Motorrädern qualmt die Kupplung und die bleiben dann auch mitten auf der Straße liegen. Danach ist wenigstens frei und gute Luft ;-). Oben angekommen fängt es gerade an zu regnen. Also Verpflegung auslassen und gleich weiter. Die Abfahrt ist schön, neuer Asphalt, aber das Gefühl für's Radg fehlt mir immer noch. Interessanterweise ist die Abfahrt gesperrt. Da frage ich mich: Warum durften dann alle Autos/Motorräder auf den Pass fahren, wenn doch niemand runter darf?!?!?

Unten angekommen geht's eine Schnellstraße leicht bergauf Richtung Passo Rolle (1980m). Ein Rollerberg. Auf der Hälfte (am See) geht ein Unwetter los. Strömender Regen, Hagel und die Temperatur fällt innerhalb von 15 Minuten von 34°C auf 5°C. Ich hebe mir meine Jacke für "oben" auf. Großer Fehler. Oben bekomme ich die Finger kaum vom Lenker. Ich brauche Minuten um die Jacke anzuziehen. So stark zittere ich. Verpflegung wird mir angereicht, da ich die Banane und den Kuchen nicht selbständig aus der Schüssel bekomme. Kacke! Was nun. Aufgeben? Keine Option. Bis Kate mich abholen kann, bin ich erfroren. Also langsam weiter. Keine Option. Vor lauter Zittern habe ich Null Kontrolle über das Rad. Kriege es nach 200m neben einem Haus gerade so zum Stehen. Da sitze ich nun mit 10 weiteren Fahrern unterm Vordach und wir zittern vor uns hin. Plötzlich die Einladung "alle reinkommen!". Wir sind im Wohn-Esszimmer eines jungen Paares. 10 Mann. Nass. Zitternd. Tropfend. Die beiden machen den Kamin an, bringen Tee und Kaffee, Handtücher und warme Jacken. Sie lassen uns erst wieder fahren, als bei allen das Zittern aufgehört hat. Echte Engel. Was für eine Erfahrung. Sowas hab ich noch nie erlebt. "Danke! Ihr zwei Unbekannten."

Jetzt sind es immerhin schon wieder 10 Grad. 15min später sind es 28°C und die Sonne taut mich auf. Durch die Tunnel auf der SS50, hinter St. Martin, geht es in einer Autokolonne mit 60km/h. Dann links raus in die letzte Steigung zum Croce d'Aune (1016m). Oben sofort rechts weiter hoch auf den Monte Avena (1253m). Die letzten 2,5km sind noch mal richtig steil. Immer wieder Rampen mit 15%. Mir geht's gut und ich überhole noch eine ganze Reihe Fahrer. Die Italiener glänzen mit Fachkenntnis: Ich bin heute im Maglia Rosa unterwegs und als sie mich als Deutschen erkennen, schallt "Jens Heppner" über den Berg. An den hab ich schon gar nicht mehr gedacht. Jepp, Heppe war auch mal in Rosa.

Die Abfahrt nach Feltre (271m) läuft super. Endlich ist das Gefühl und Vertrauen wieder da (etwas spät, aber immerhin). Überhole noch 6 Fahrer. Das Ziel in der Altstadt von Feltre ist was Besonderes: Altes Kopfsteinpflaster und bergauf zum Palazzo. Sehr schön. Und sogar bei meiner späten Ankunft noch mit viele Zuschauern. Ich war fast 11:45 Stunden unterwegs. Fahrzeit 10 Stunden. Mit allen Hoch und Tiefs eines in Summe erlebnisreichen Tags. Da hab ich was zu erzählen.

Fazit: Tolle Gegend in den Dolomiten mit schönen Seen, Bergen, Wäldern, Orten, mit denen man sich die Woche vertreiben kann. Schöner und schwerer Radmarathon. Den fahre ich glatt noch mal. Essen ist in Feltre schwierig, da fast nur Pizza. Unterkunft muss rechtzeitig geplant und gebucht werden, da Feltre selbst wenig Hotels/Pensionen hat und die, die es gibt auf den Plattformen kaum vertreten sind. Besser in Google-Maps gucken, was es gibt und direkten Kontakt aufnehmen.


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