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AntjeR.

Tannheimer Tal Radmarathon 2021

Wenn die Radbanditen eine Reise tun, so können sie was erzählen. Und gleiches trifft auch auf unser Tannheimer Tal Wochenende zu.


Wie die meisten Veranstaltungen, wurde auch der offizielle Tannheimer Tal Radmarathon abgesagt, aber da wir ja bereits Bodensee erprobt waren, war relativ schnell klar, dass wir das Wochenende trotzdem organisieren und unseren eigenen Radbande. Marathon fahren. Anfänglich noch unschlüssig, ob man nun die kürzere 130 km/930 HM Runde oder doch die „ganze“ 220 km/3500 HM Runden fahren soll, waren wir letztendlich doch 9 Personen, die sich (auch für unseren Fritz) alle gemeinsam der langen Runde gestellt haben.


Das Hotel „Alte Post“ in Schattwald war wie schon in den Jahren zuvor eine top Unterkunft, die durch Flexibilität, Freundlichkeit und gutes Essen überzeugt.


Der Anreisetag am Samstag wurde für einen Abstecher zum sehr kalten Vilsalpsee oder dem etwas weniger kalten Haldensee genutzt. Und da unsere Männer knallharte Kerle sind, haben sie sich nach großer Ankündigung auch ins Wasser getraut. Bravo!


Nun aber zum eigentlichen „Marathon-Tag“…

Gestartet wurde pünktlich kurz nach 6:00 Uhr. Da die Wettervorhersagen für den Nachmittag mit Gewitter und Starkregen zwar Tannheimer typisch, aber trotzdem wenig ersprießlich waren, entschieden wir uns, den Schlenker über Wertach/ Jungholz/Immenstadt wegzulassen und kurzerhand vom Oberjoch aus direkt nach Sonthofen zu fahren und von dort aus wieder auf die Originalstrecke einzubiegen. Zeitersparnis gut 1.5 Stunden. Der Plan dahinter: möglichst trocken beide Pässe hinter uns zu lassen…


Nach einer kurzen Gravel-Passage mit Countdown (eine Uhr an der Ampel zählte tatsächlich rückwärts - zum Leid des Autofahrers vor uns. Wenn 9 Radfahrer*innen lauthals 4-3-2-1-los rufen, kann einen das durchaus unter einen latenten Losfahrdruck setzen.) galt es nun den Riedbergpass zu erklimmen. Gar nicht ohne, dieser Pass… so die Meinung aller Beteiligten.


Von der Sonne beglückt, pedalierte jeder im eigenen Tempo stetig der ersten eigenen Radbande. Verpflegungsstation am höchsten Punkt entgegen. Mit wehendem Banner, Riegeln, Bananen, Olivenbrot und Getränken wurde wir freudig erwartet und ausgezeichnet verpflegt. Damit stand einer Weiterfahrt ins Lechtal nichts mehr im Wege.


Das Lechtal ist so eine Sache… hier beginnt der Teil, den man auch als Bildungsreise bezeichnen kann. In diesem Tal erfährt man so einige interessante Dinge - auch über sich selbst.


Der Anstieg zum Hochtannbergpass beginnt im hübschen Örtchen Au. Mit 11 Kehren, einer Höhe von 1.676 m und einer durchschnittlichen Steigung von ca. 5%, ist er zwar weniger bissig als der Riedbergpass, aber aufgrund seiner Länge nicht zu unterschätzen. Ohne spürbaren Verkehr konnten wir die tolle Landschaft in vollen Zügen genießen. Die Gruppe hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits aufgeteilt, denn so langsam kündigte sich auch das besagte Unwetter an.


Erkenntnis 1: Es ist erstaunlich, wie sekundengenau der Wetterbericht in den Bergen funktioniert.


Mit Ende der Passabfahrt hieß es nun Regenbekleidung rausholen. Merke: der Plan vom Morgen war aufgegangen! Jetzt galt es möglichst zügig und unbeschadet ins Hotel zurückzukommen. Lediglich ein einziger Platten bremste die erste Gruppe etwas aus.


Erkenntnis 2 + 3: 3 Männer wechseln einen Schlauch auch nicht schneller als eine Frau.

CO2 Kartuschen könnten helfen, wenn man denn daran denkt, dass man welche dabei hat und sie demnach benutzen würde.


Erkenntnis 4: Der Fritz braucht keine Pausen und kann wunderbar Windschatten geben. Mit einem Belgier im Nacken, übt er auch fleißig den belgischen Kreisel allerdings ohne Ablösung. Seine beiden eigentlichen Mitfahrer brauchten rund 20 min, um ihn wieder einzuholen.


In Weißenbach, kurz vor dem letzten Anstieg am Gaichtbergpass, konnten wir uns noch einmal an einer, vom Tannheimer Tal Radmarathon, organisierten Verpflegungsstation stärken und uns über die Zahl der Radler an diesem Wochenende erkundigen. Außerdem bekamen wir die wohl wichtigste aller Informationen.


Erkenntnis 5: Will man im Lechtal den Wind im Rücken haben, muss man es am Vormittag durchfahren. Danach dreht der Wind und man hat den Wind von vorne. Diese Information wird in den kommenden Monaten auf seine Richtigkeit überprüft!


Die letzten Kilometer waren weiterhin von Starkregen und dem dringenden Wunsch auf einen baldigen Abschluss in der hoteleigenen Sauna geprägt. Die gesparten Kilometer vom Morgen konnten uns gestohlen bleiben und wir waren happy, nach rund 7.5-8.5 h Fahrzeit die tropfnassen Klamotten im Trockenraum zu verteilen.


Mit Sauna, warmer Suppe, zahlreichen ausgleichenden Elektolytgetränken läuteten wir anschließend den Abschlussabend ein. Wir philosophierten eingehend über unsere Erkenntnisse, ließen die Eindrücke des Tages Revue passieren und waren uns einig, dass man diese Ausfahrt gerne wiederholen darf. Vorausgesetzt der Lachs ist nicht aus und das Hotel führt seine Hanf-Knödel als Lunch-Paket ein.


Wer nach diesem Bericht nun mehr Fragezeichen als Erkenntnisse gewonnen hat, sollte bei der nächsten Radbande. Tour selbst am Start sein. Gemeinsam Lachen und Leistung bringen ist eine fabelhafte Kombination.


Danke an alle Mitfahrer*innen und unseren Mann der Streckenverpflegung. Es hat riesigen Spaß gemacht!




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